Wenn der Papa plötzlich Elternzeit hat

Vielleicht hast auch du bereits einen Rollentausch vollzogen und euer Kind wird nun zu größeren Teilen von deinem Partner, deiner Partnerin betreut. Welche Erfahrungen machst du damit?
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Mein Mann bringt gerade unsere zwei großen Kinder ins Bett und kümmert sich um das Baby, während ich diese Zeilen schreibe. Das Baby weint und ich gebe mir große Mühe, nicht gleich aufzuspringen und hinzurennen. Wir haben die Rollen getauscht. Das erste halbe Jahr nach der Geburt unserer Tochter war ich voll in Elternzeit. Jetzt ist mein Mann ein halbes Jahr voll in Elternzeit und ich arbeite in Teilzeit. Danach machen wir zu gleichen Teilen in Teilzeit weiter. Jetzt kommen die beiden herein. Ich bin stolz, nicht beim ersten Schreien aufgesprungen zu sein und froh zu wissen, mein Mann kommt zu mir, wenn das Baby mich wirklich braucht.

Welche Herausforderungen bringt ein Rollentausch mit?

Vielleicht hast auch du bereits einen Rollentausch vollzogen und euer Kind wird nun zu größeren Teilen von deinem Partner, deiner Partnerin betreut. Welche Erfahrungen machst du damit? Vielleicht überlegst du aber auch gerade, wie ihr zukünftig die Betreuung des Kindes unter euch aufteilen wollt. Oder es ist für dich klar, dass ihr die traditionelle Rollenverteilung leben wollt, in der die Mutter die Hauptbetreuung des Kindes übernimmt. Jedes Modell der Rollenverteilung ist machbar. Die Frage ist nur, ob es zu dir und zu euch passt. Nach meiner eigenen Erfahrung findet man das meist auch erst unterwegs heraus. Bei unserem dritten Kind haben wir uns sehr genau überlegt, wie wir die Elternzeit aufteilen möchten und wer von uns wie viel Betreuungsarbeit leistet. Aufgrund unserer Erfahrungen mit den anderen beiden Kindern wussten wir nun, was zu uns passt. Aber auch wenn du das passende Modell gefunden hast, bringt die Umsetzung spezielle Herausforderungen mit sich. Im Fall eines Rollentausches müssen sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnen. Da ist erst einmal deine Geduld gefragt. Das Kind wird am Anfang vermehrt nach dem bisher hauptsächlich betreuenden Elternteil verlangen. Das gilt es auszuhalten. Die Trauer, Wut etc. des Kindes darf sich zum Ausdruck bringen. Sie gehört zu diesem Prozess dazu. Es ist ein bisschen wie die Eingewöhnung des Kindes im Kindergarten, die geht auch nicht von jetzt auf gleich. Um diesen Prozess gehen zu können, hilft Vertrauen. Vertrauen in den Partner und Vertrauen in das Kind. In ihrem 2020 erschienen Buch „Wieviel Mutter braucht ein Kind?“ stellt die Entwicklungspsychologin und Bindungsforscherin Lieselotte Ahnert die Frage: Inwieweit lässt die Mutter die Betreuung des Babys durch den Vater zu? Sie schreibt, dass Mütter, die ihrem Mann die Kompetenz absprechen, sich angemessen um das Baby zu kümmern, dadurch das väterliche Engagement verhindern (vgl. Ahnert 2020: 91-93). Da geht es also um deine innere Haltung. Kannst du deinem Partner, deiner Partnerin wirklich zeitweilig die Verantwortung für euer Kind überlassen, ohne zehnmal in der Stunde anzurufen oder ihm/ihr bis ins kleinste Detail Vorgaben zu machen? Von mir selbst kenne ich diesen Hang dazu sehr gut. Mein Mann soll sich um unser Baby kümmern, aber bitte genau so, wie ich mir das vorstelle. Gerade wenn das Baby noch klein ist, fällt es als Mutter oft besonders schwer, es aus der Hand zu geben und sei es nur an den Partner. Mir hilft es dann, wenn wir verbindliche Absprachen darüber getroffen haben, was uns jeweils im Umgang mit unserem Kind wichtig ist.

Was kann dir bei einem Rollentausch helfen?

  • Habe Geduld! Veränderungsprozesse benötigen immer Zeit. Am besten plant ihr eine Übergangszeit dafür ein, so wie die Eingewöhnungszeit für den Kindergarten. Alle Beteiligten müssen sich erst in die neue Situation einfinden. Dass es anfangs nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast, ist normal und kein Grund zur Verzweiflung. Also wenn Panik in dir aufsteigt und du dich fragst, ob das alles so eine gute Idee war mit dem Rollentausch, atme erst einmal tief durch. Mache dir bewusst, dass du dir die Entscheidung reiflich überlegt hast und warte ein paar Wochen ab, wie sich die Situation entwickelt.
  • Lass Trauer zu! Zu einer solchen Veränderung gehört immer auch die Trauer dazu. Dein Kind wird wahrscheinlich traurig oder wütend sein, vermehrt Aufmerksamkeit einfordern oder sonst ein auffälliges Verhalten zeigen. Wenn diese kindliche Reaktion nur vorübergehend ist (also nicht über Wochen und Monate hinweg), stellt sie eine gesunde Reaktion auf euren Rollentausch dar. Nimm diese Reaktion deines Kindes wahr und schau, was ihm helfen kann. Du wirst intuitiv spüren, was es braucht. Aber auch bei dir kann Trauer aufkommen. Auch wenn der Rollentausch für dich passend ist, musst du dein Baby nun schon ein Stück weit loslassen. Gerade als Mutter ist das schwer. Andere in deiner Umgebung warten damit womöglich, bis ihr Kind in den Kindergarten kommt. Auch deine eigene Trauer ist eine gesunde Reaktion auf euren Rollentausch. Lass sie zu.
  • Reflektiere deine innere Haltung! Wann sprichst du deinem Partner, deiner Partnerin die Kompetenz ab, sich angemessen um euer Kind zu kümmern? Darf er oder sie es nach eigenem Gutdünken machen? Schau in dich hinein und nimm wahr, ob du Ängste hast, dass dein Partner, deine Partnerin an bestimmten Stellen nicht so mit eurem Kind umgeht, wie du das willst. Besprecht eure Befürchtungen miteinander.
  • Trefft gemeinsame Absprachen! Wenn ihr eure Befürchtungen oder eure Prioritäten im Umgang mit dem Kind besprochen habt, trefft verbindliche Absprachen. Das ist wie ein Vertrag, den ihr schließt. Ihr steckt damit einen gewissen Handlungsrahmen ab. Für mich ist es z. B. eine wichtige Absprache, dass mein Partner mit unserem Baby zu mir kommt (wenn ich zu Hause arbeite), wenn es mich wirklich braucht.
  • Baut Vertrauen zueinander auf! Wage den Rollentausch! Bleibe mit deinem Partner, deiner Partnerin im Gespräch. Korrigiert, falls nötig, eure Absprachen und traue deinem Partner, deiner Partnerin zu, dass er/sie in die neue Rolle hineinwächst.

Hinterlasse gern einen Kommentar. Hast auch du bereits einen Rollentausch vollzogen? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Was hat dir dabei geholfen?

Wenn du mehr von der Entwicklungspsychologin und Bindungsforscherin Lieselotte Ahnert lesen möchtest, dann empfehle ich dir ihr Buch oder die nachfolgenden Interviews:

 

Über Elternbalance

Hallo! Ich bin Maria. Im Jahr 2011 wurde mein Leben plötzlich durch den Tod meines Bruders aus seiner geregelten Bahn geworfen. Die Geburt meines Sohnes kurz darauf ließ mir wenig Zeit, um durch meine Trauer zu gehen. Ich jonglierte meine Gefühle zwischen Verzweiflung und Überforderung, um mein Kind vor der Belastung zu schützen. Auf diesem Weg brauchte ich lange, um meine Überlastung der trauernden Schwester und liebenden Mutter auszubalancieren. In dieser Zeit hätte ich mir eine Trauerbegleitung durch eine ruhige, einfühlsame Person gewünscht, die mir mit einem offenen Ohr und Herzen einen leichteren Weg ebnet.

Mein Herzenswunsch ist es, dir und anderen Eltern zu helfen, der Trauer Raum zu geben und dadurch zu erkennen, dass Trauer trotz des schmerzhaften Gewandes eine Freundin und keine Feindin ist. Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Trauerprozess haben mir gezeigt, dass es möglich ist, inneren Frieden mit einem schmerzhaften Verlust zu finden. Ich möchte meine Ruhe und Zuversicht auf dich ausstrahlen lassen und begleite dich einfühlsam und lösungsorientiert.

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Häufig gestellte Fragen

Ich bin seit dem Verlust so überfordert mit meinem Leben und kann nicht mehr so gut für mein Kind sorgen. Was kann ich machen?

Mache dir bewusst, dass du in einer Ausnahmesituation bist und schaue mit einem liebevollen Blick auf dich und deine Überforderung. Bitte um Hilfe.

Wie kann ich mit der puren Verzweiflung umgehen, die mich immer wieder überkommt?

Lass die Verzweiflung und den Schmerz da sein und sei gewiss, dass jeder bewusst wahrgenommene Schmerz zur Heilung deiner Wunde beiträgt.

Wie lange sollte die aktive Trauerphase anhalten?

Ich verstehe Trauer als dynamischen Prozess, der individuell sehr unterschiedlich verläuft. Dieser Prozess braucht kein "sollte" und "müsste", sondern stattdessen die Freiheit sich so zu entfalten wie es für dich passend ist.

Ich habe keine Zeit für meine Trauer, wie kann ich die Trauer in mein Leben integrieren?

Schaffe dir Mini-Trauer-Oasen, in denen du allein bist und dir bewusst Zeit für deine Trauer nimmst.

Wie gehe ich damit um, wenn Andere unbedarft nach dem verstorben Menschen fragen und mich das vollkommen aus dem Konzept bringt?

Überlege dir vorher einen kurzen Satz, den du in dieser Situation sagen willst. Alternativ: Renne weg so schnell du kannst!

Was ist eine normale Trauerreaktion beim Kind?

Kinder zeigen sehr unterschiedliche Trauerreaktionen wie z.b. Wut, Einschlafstörungen, das Zurückfallen in eine frühere Entwicklungsstufe oder sie sagen nichts mehr.